Augenoptiker müssen Trümpfe ausspielen

Die aktuellen Wirtschaftszahlen und das Plus von 2,5 % auf 5,165 Milliarden Euro Gesamtumsatz für das Jahr 2012 in der Augenoptik-Branche waren nicht das einzige Thema der Jahres-Pressekonferenz des Zentralverbandes der Augenoptiker (ZVA) am 16. April 2013. ZVA-Präsident Thomas Truckenbrod nahm die Branchenzahlen zum Anlass, auf die Leistungen und die zukünftigen Aufgaben der mittelständischen Augenoptiker hinzuweisen.  
 
Die Umsatzsteigerung sei vor allem durch die Filialisten zu verantworten, erklärte Truckenbrod, der aus der 23. Etage des GAP-Hochhauses den Blick weniger über Düsseldorf und viel mehr in die Zukunft richtete. Während die mittelständischen Augenoptiker bei den Stückzahlen keine und beim Umsatz nur eine geringfügige Steigerung im Vergleich zu 2011zu vermelden hatten, legten die Filialisten zu und sorgten damit für ein Wachstum der gesamten Branche. 11,32 Millionen komplette Brillen (plus 2,0 %) sind 2012 verkauft worden, in weitere rund sechs Millionen Brillenfassungen wurden neue Brillengläser eingearbeitet. Insgesamt beträgt die Stückzahl bei den Brillengläsern 35,01 Millionen (plus 1,6 %), das entspricht einer Gesamtzahl neuer Sehkorrektionen von rund 17,5 Millionen.  
 
Von den umgesetzten 5,165 Milliarden Euro hat die Brillenoptik einen Anteil von 81,8 %. Die Kontaktlinsenoptik inklusive Pflegemittel, Hörgeräte und Handelswaren machen das Umsatzwachstum von 2,5 % komplett. Nicht eingerechnet ist der Onlinehandel, der wie die Filialisten aber vor allem mit einer auf niedrige Preisen ausgelegten Geschäftspolitik Marktanteile gewonnen haben dürfte. „Um den Handel im Internet zu berücksichtigen, fehlen uns belastbare Zahlen aus dieser Branche“, erklärte Truckenbrod, der deutlich machte, dass sich der traditionelle Augenoptiker auf seine Stärken besinnen müsse. 
 
Lösungsansätze entwickeln
 
Neben der Brillenoptik habe der Augenoptiker in Form seiner Dienstleistungen einige Trümpfe in der Hand, die er fortan verstärkt ausspielen müsse, meinte der ZVA-Präsident. Das gehe über den Brillenverkauf hinaus: Sehanalysen, Augenüberprüfungen, Screeningteste und andere Spezialisierungen, das seien in Zukunft Aufgaben, auf die die Augenoptiker noch mehr setzen müssten. „Wir haben Lösungsansätze entwickelt, damit der Augenoptiker weiter der erste Ansprechpartner für das gute Sehen bleibt“, sagte Truckenbrod. 
 
Dienstleistungen und Service stehen dem Wunsch des Verbrauchers nach niedrigen Preisen gegenüber - davon konnten Onlinehändler und Filialisten offensichtlich im vergangenen Jahr profitieren. Die zehn größten Filialisten haben 15,76 % aller augenoptischen Betriebe in Deutschland und erzielen 37,28 % des Gesamtumsatzes. Die Zahl der augenoptischen Betriebe insgesamt ist nach einigen Jahren des Zuwachses 2012 mit 12.030 konstant geblieben, auch die Zahl der Beschäftigen ist mit 49.000 zu jener aus dem Vorjahr identisch. Auch dafür sind in erster Linie die Filialisten verantwortlich, denn während die Zahl der mittelständischen Betriebe leicht zurückgegangen ist, vermelden viele Filialisten steigende Betriebs- und Beschäftigtenzahlen. 
 
Arbeitslosenzahl konstant niedrig
 
Konstant niedrig ist die Arbeitslosenzahl, die Ende 2012 mit 612 erwerbslosen Augenoptikern ein neues Rekordtief erreichte. Zwar ist die Zahl bis März 2013 wieder auf 747 gestiegen, dennoch könne man von einer Vollbeschäftigung sprechen, so Truckenbrod. Da auch die Zahl der abgelegten Gesellenprüfungen mit 1.419 im Vergleich zur Vergangenheit geringer ist, stellte der ZVA-Präsident die Wichtigkeit der Nachwuchswerbung heraus. Noch sei die Zahl der Auszubildenden aber stabil, von den 6.518 im vergangenen Jahr sind rund 75 % weibliche Auszubildende. 
 
Kompetenz wird gefragt sein
 
Die Augenoptiker tragen einen Großteil zur Seh-Versorgung in Deutschland bei, und nicht zuletzt durch die demographische Entwicklung wird diese Kompetenz in der Zukunft noch stärker gefragt sein. Aus diesem Grund begrüßt Truckenbrod das Berufslaufbahnkonzept, mit dem der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) der Forderung des ZVA zur Weiterentwicklung des Berufstandes entgegen kommt: das ist jetzt für die Augenoptik als Pilotprojekt langfristig im Handwerk möglich. Mit optometrischen Dienstleistungen kann die Augenoptik die derzeitige Versorgung auf höchstem Niveau auch in der Zukunft mit aufrecht erhalten und sich gleichzeitig weiter vom reinen Handel abgrenzen. 
 
Schon heute gehe der ZVA gegen wettbewerbswidrige Werbeaussagen der Onlinehändler vor und kämpfe für die Einhaltung von Normen und Arbeitsrichtlinien. „Die Urteile der jüngsten Vergangenheit bestärken uns auf diesem Weg. Wir können und wollen den Handel mit Brillen im Internet nicht verbieten, aber wir werden nachdrücklich dagegen vorgehen, damit der Vertrieb der Onlineanbieter nicht mit der Qualität, die der Augenoptiker liefert, gleichgesetzt wird und zudem die Versorgung der Bevölkerung nicht verschlechtert wird“, erklärte Truckenbrod. 
 
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