Netzhaut im Fokus – wo endet das Normale, wo beginnt die Pathologie?
Nach der Begrüßung durch ZVA-Präsident Christian Müller geht Prof. Dr. Nicolas Feltgen auf die Möglichkeiten moderner Weitwinkelaufnahmen ein. „In der Peripherie sehen wir heute Befunde, die vor wenigen Jahren noch verborgen geblieben wären. Umso wichtiger ist die klare Unterscheidung: Was ist harmlos, und was muss zur weiteren Abklärung in die Augenarztpraxis?“ Sein Vortrag vermittelt Kriterien für diese Abgrenzung – Wissen, das in der täglichen Screening-Praxis unmittelbar nutzbar ist.
Kontaktlinsen bei irregulären Hornhäuten – Lösungen jenseits des Standards
Gustav Pöltner zeigt, wie bei Keratokonus, nach Keratoplastik oder bei oblongen Hornhautformen durch eine Versorgung mit Speziallinsen gute Ergebnisse erzielt werden können. „Sklerallinsen, maßgefertigte Ortho-K oder Hybridlinsen eröffnen neue Möglichkeiten – erfordern aber auch präzises Arbeiten und viel Erfahrung“, so Pöltner. Der Beitrag verdeutlicht die wichtige Rolle des Augenoptikers und Optometristen bei komplexen Versorgungen.
Atropin bei Myopie – Prävention ohne Nebenwirkung?
Die Zunahme der Kurzsichtigkeit bewegt die gesamte Branche. Carolin Truckenbrod stellt die Frage, ob Atropin wirklich ohne Einschränkungen genutzt werden kann: „Wir müssen den Nutzen gegen mögliche Nebenwirkungen auf Akkommodation und Alltagssicht sorgfältig abwägen.“ Damit bietet ihr Vortrag eine fundierte Grundlage für Beratungsgespräche mit Eltern und jungen Patienten.
Sklerallinsen im Detail – Sauerstofftransport und Passform
Mit Eef van der Worp steht anschließend ein international renommierter Experte auf der Bühne. In seinem Beitrag „The Art & Science of Scleral Lenses – Part 2“ beleuchtet er die physiologischen Aspekte: Sauerstoffversorgung, Reservoirtiefe und Druckverteilung. Sein Fazit: „Die Technik eröffnet enorme Chancen, verlangt aber gleichzeitig ein Höchstmaß an Verantwortung.“
Rehabilitation und Wahrnehmung – neue Horizonte der Optometrie
Im späten Vormittag geht es über die klassische Diagnostik hinaus: Dr. Oliver Kolbe berichtet aus der stationären ophthalmologischen Rehabilitation und zeigt, wie optometrische Methoden Patienten mit Zentralskotomen oder Hemianopsien unterstützen können. Loreen Roth wiederum verdeutlicht, wie eng Stereopsis und Raumwahrnehmung verknüpft sind – ein Thema, das auch praktische Rückschlüsse für die Alltagsberatung im Optikbetrieb zulässt.
Klinische Entscheidungen live – Mitdenken erwünscht
Nach der Mittagspause bringt Martin Kündig die Teilnehmer ins direkte Tun: In „Was würdest DU tun?“ werden reale Befunde vorgestellt und gemeinsam diskutiert. Dieses Format fördert Austausch, Reflexion und Entscheidungsstärke – Eigenschaften, die für die optometrische Praxis unverzichtbar sind.
Iristumoren erkennen – selten, aber relevant
Den Schlusspunkt setzt Prof. Dr. Ludwig Heindl mit einem Thema, das auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint: Iristumoren. Seine Botschaft: „Auch wenn diese Befunde selten sind, entscheidet die frühzeitige Erkennung über den weiteren Verlauf. Deshalb sollten Augenoptiker und Optometristen grundlegende Differenzierungskriterien kennen.“
Fazit: Breite, Tiefe und Praxisnutzen
Der Tag der Optometrie 2025 vereint ein breites Spektrum: von der Netzhautperipherie bis zur Irisdiagnose, von Kontaktlinsenspezialfällen bis zur visuellen Rehabilitation. Ergänzt wird dies durch kontroverse Diskussionen zum Myopie-Management und durch interaktive Fallarbeit. Damit bietet die Veranstaltung nicht nur aktuelles Wissen, sondern stärkt auch die Handlungssicherheit im Berufsalltag – ein Gewinn für Optometristen, Augenoptiker und ihre Kunden gleichermaßen.
